Vorlese-Nachlese 2021 – oder: Wie aus Emma zweimal Alea Aquarius wurde

Auch dieses Jahr fand am Alde der Vorlesewettbewerb der 6. Klassen statt, und der Schulwettbewerb wurde am 07.12.21 in der 5. und 6. Stunde ausgetragen. Da die Aula an jenem Tag wegen Bauarbeiten gesperrt war, musste man kurzfristig auf die Mensa ausweichen – was zum einen dazu führte, dass ab halb eins dann das Mittagessen an den Vorlesenden vorbei hineingetragen wurde, und zum anderen dazu, dass die sechsten Klassen (auch coronabedingt) leider nicht vollzählig zum Anfeuern kommen konnten. Aber verglichen mit dem nur online durchgeführten Wettbewerb letztes Mal waren die insgesamt etwa 50 Zuhörenden schon eine große Verbesserung.
In den Klassenwettbewerben zuvor hatten sich qualifiziert: David Strathmann und Viyan Marschall (6a), Jette Kramer und Charlotte Kranz (6b), Ole Bottin und Oskar Guth (6c) sowie Emma Graefe und Daniel Streitberg (6d).
Trotz seines Hinweises, es sei ja ein Vorlesewettbewerb und kein Vorredewettbewerb, sprach der Wettbewerbsleiter dann vor dem Beginn des Vorlesens doch etwas länger, um den Ablauf und die Regeln zu erläutern.
Zunächst wurde je drei Minuten aus einem selbst gewählten Text vorgelesen, der davor kurz zusammenzufassen war, danach zwei Minuten aus einem Fremdtext. Dann wurde die Jury vorgestellt. Außer aus dem Wettbewerbsleiter bestand sie aus Fabienne Michel und Bennet Remmers (beide Q1), ferner Alper Okumus und Flavio Shima (Q2), denen an dieser Stelle noch einmal herzlich für ihren Einsatz gedankt sei.
Im Anschluss lasen alle Schülerinnen und Schüler nacheinander vor und wurden jeweils vom sehr fairen jungen Publikum entsprechend mit Applaus bedacht, während die unbestechlichen Jurymitglieder mit professionellem Pokerface auf ihren Bewertungsbögen fleißig Punkte für Textstellenauswahl, Lesetechnik und Interpretation verteilten. Und obwohl hier durchaus Qualitätsunterschiede zu sehen bzw. zu hören waren, wurde doch deutlich, dass alle acht zu Recht sich für den Schulwettbewerb qualifiziert hatten.
Vorgelesen wurde eine bunte Mischung aus bewährten Klassikern wie „Alice im Wunderland“ oder „Harry Potter“ und modernen Jugendbüchern, meist aus dem Bereich Abenteuer und Fantasy. Und es war schön zu sehen, dass das gute alte Vorlesen nach wie vor Kino für die Ohren sein und die Zuhörenden in ihren Bann schlagen kann.
Kleine Zwischenfälle gab es auch – so rief die Wettbewerbsleitung als vorletzte Leserin versehentlich eine gewisse Alea Aquarius auf und wunderte sich, dass die nicht reagierte. Aber das war auch nicht möglich, da diese Alea nur eine literarische Figur (aus dem gleichnamigen Roman) ist, in die sich Emma Graefe aus der 6d dann mit ihrer Vorlesestimme verwandelte … Und bei der Auswahl des Fremdtextes – die berühmte Zaunstreich-Episode aus Mark Twains „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ – hatte der Auswählende nicht bedacht, dass der Autor zwar kein Rassist war, aber dort mehrfach das Wort „Neger“ verwendet. Was dazu führte, dass die erste Leserin hier zu Recht stockte – und dann konsterniert anmerkte: „Äh … hier steht das N-Wort!“ Da konnte der Wettbewerbsleiter als gelernter Deutschlehrer nicht widerstehen und sich einen kurzen Exkurs über politisch korrekte Sprache 1876 und 2021 nicht verkneifen – mit dem Fazit, bei diesem literarischen Text dürfe ausnahmsweise das „N-Wort“ benutzt werden.
Nach kurzer Beratung und Berechnung sah die Jury Daniel Streitberg auf dem vierten Platz, Oskar Guth auf dem dritten, Viyan Marschall auf dem zweiten und David Strathmann ganz oben auf dem Siegertreppchen. Damit hat sich David für den Kreisentscheid im Februar qualifiziert. Bei der anschließenden Ehrung der Siegerinnen und Sieger bekamen diese wie jedes Jahr Buchpreise überreicht, die – auch wie jedes Jahr – dankenswerterweise der Alde-Förderverein gesponsert hatte. Und da Schulleiter Fischer an jenem Tag verhindert war, kamen die ersten drei eine Woche später sogar noch in den Genuss einer zweiten Ehrung, als er ihnen in seinem Büro die Urkunden für den Schulwettbewerb überreichte.
Alles in allem eine schöne Veranstaltung. Und da man aufhören soll, wenn’s am schönsten ist, wird Herr Zschocke nach den letzten 15 Jahren Alde-Vorlesewettbewerbsleitung diese nun an die Kolleginnen Hovestädt und Hinkelmann übergeben – die das dann vielleicht etwas anders, sicher aber gut machen werden.
(ZW)