Tage im Kloster

„Wenn es dir gut tut und du kommen willst, dann komm“

(Franziskus von Assisi)

Grundidee
Ein wesentliches Element der Werteerziehung in unserer Gesellschaft ist die Vermittlung von bzw. Auseinandersetzung mit zentralen Lebenswerten, besonders mit Blick auf die zwischenmenschlichen Beziehungen in unserer schnelllebigen Zeit. Dabei stehen neben ethischen und moralischen Werten auch christliche Grundwerte, wie z.B. der Glaube an Gott/eine höhere Macht, die unser Leben begleitet, die Auseinandersetzung mit der eigenen Person und der Nächste im Blick. Da eine solche Werteerziehung im Elternhaus heute oft nicht mehr gegeben ist, kommt der Schule mit ihrem Erziehungsauftrag hier eine besondere Aufgabe zu, denn sie ist quasi der einzige Ort, an dem eine solche Werteerziehung außerhalb des Elternhauses noch stattfinden kann.

Zielsetzung
Sinn und Zweck von Besinnungstagen allgemein ist die Wertevermittlung für ein gelingendes Leben. Dabei gilt es,

  • dem einzelnen Anstöße zu geben bei der Frage nach der eigenen Identität
  • Erfahrungen eins besseren gegenseitigen Verstehens und Miteinander-Umgehens zu ermöglichen
  • Fragen der Sinngebung für ein gelingendes Leben aufzuwerfen und zu bedenken
  • eine zuversichtliche Lebenseinstellung zu fördern und zu verantwortlichem Handeln zu ermutigen
  • eine Auseinandersetzung mit Fragen der religiösen Dimension zu fördern und mit Inhalten der christlichen Tradition zu konfrontieren.

Die „Tage im Kloster“ sollen dabei den Schwerpunkt auf den letzten Punkt, die Auseinandersetzung mit allgemeinen Fragen des christlichen Glaubens und speziell der Gestaltung des eigenen Glaubens zu ermöglichen und zu fördern. Solche Fragen werden von Schülerinnen und Schülern im Religionsunterricht oft angeschnitten, können aber aufgrund von äußeren Zwängen, z.B. Obligatorik der Unterrichtsinhalte, nicht vertieft werden. In jedem Kurs gibt es aber Schülerinnen und Schüler, die tiefer blicken wollen, die offen sind für solche Inhalte und Fragen. Diese Schülerinnen und Schülern sollen durch die „Tage im Kloster“ die Möglichkeit erhalten, mit Gleichgesinnten über Fragen des Glaubens in Gespräch zu kommen und sich auf verschiedene Art und Weise (Gespräch, kreativ…) mit diesen Themen auseinanderzusetzen.

Zielgruppe
Zielgruppe für eine solche außerschulische Auseinandersetzung mit Glaubensfragen sind Schülerinnen und Schüler der Oberstufe. Dabei nehmen nicht alle Schülerinnen und Schüler teil, sondern nur die, die sich aus eigener Motivation, d.h. freiwillig, zur Teilnahme an diesen Tagen entschließen und die offen sind für die Auseinandersetzung mit solchen spezifischen Glaubensfragen. Die Gruppe ist nicht größer als 12 Schülerinnen und Schüler, damit die Übersicht gewahrt bleibt und nicht zu große Gruppen für die thematische Arbeit gebildet werden müssen. Zudem ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass dies eine ökumenische Veranstaltung ist, unabhängig von Konfession oder religiöser Überzeugung der Schülerinnen und Schüler. Glaubensfragen sind letztlich nicht abhängig von der konfessionellen Bindung. Die Schülerinnen und Schüler, die teilnehmen, müssen als Grundvoraussetzung entweder katholische oder evangelische Religionslehre als Kurs belegt haben.

Durchführung
Zur Durchführung der „Tage im Kloster“ werden Räumlichkeiten einer religiösen Bildungsstätte angemietet werden. Dabei bieten vor allem die Jugendhäuser, die einen direkten Anschluss an ein Kloster bieten, zusätzliche Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit dem Glauben (z.B. Teilnahme am Stundengebet, Einladung eines Mönchs oder Bruders zur „Befragung“). Hinzu tritt die Erfahrung eines von religiösen Impulsen strukturierten Tages (religiöser Impuls in den Tag, religiöser „Download“ zum Tagesabschluss). Als Begleitpersonen fungieren verschiedene Lehrerinnen und Lehrer der Fachschaften katholische und evangelische Religionslehre. Zusätzlich können Personen von außen (z.B. ein Priester, Eltern, Referenten für bestimmte Themen) hinzukommen.

Inhalte
Zwar haben Schülerinnen und Schüler im Religionsunterricht die Möglichkeit, Fragen der Lebensgestaltung und Sinngebung des Lebens anzusprechen. Oft kann dies aber aufgrund Heterogenität der Kurse mit Blick auf die religiöse Sozialisierung nicht intensiv genug geschehen. Bei den „Tagen im Kloster“ soll es um eine bewusste Auseinandersetzung mit Themen der Lebensgestaltung (z.B. Tod, Zukunft, Sexualität) und mit Werten, die das menschliche Leben bestimmen, gehen. Dabei sollen diese Fragen vor allem aus der Perspektive des christlichen Glaubens betrachtet werden. Zudem soll die Offenheit für die Auseinandersetzung mit Glaubensfragen gegeben sein. Die Tage im Kloster eröffnen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich mit Glaubensfragen intensiv im Kreise von Gleichaltrigen auseinanderzusetzen. Fragen, die sich daher als Inhalte für diese Tage ergeben könnten, sind also:

  • Ich: Wer bin ich? Wie sehe ich mich, wie sehen andere mich?
  • Du: Wie sehe ich den anderen? Brauche ich andere Menschen für mein (Glaubens-)Leben?
  • Wir: Was bedeutet mir die Gemeinschaft (der Glaubenden)? Wie kann ich mich mit meinen Fähigkeiten und Fertigkeiten einsetzen?
  • Zukunft: Wie wird mein Leben in den nächsten Jahren, nach der Schulzeit aussehen? Wie möchte ich es gestalten?
  • Sexualität: Wie kann ich meine Sexualität positiv gestalten?
  • Tod: Was bedeutet der Tod für mich und meine Angehörigen? Wie gehe ich mit dem Tod um? Gibt es ein Leben nach dem Tod?
  • Glaube: Was und wie glaube ich? Welche Rolle spielt der Glaube in meinem Leben?
  • Gebet: Wie und warum bete ich?
  • Gott: Wer ist Gott und welche Rolle spielt er in meinem Leben?
  • Kirche: Wie gestaltet sich Kirche und wie kann ICH Kirche (mit)gestalten?

Dies sind lediglich Grundinhalte, die angesprochen werden könnten. Die jeweilige Ausrichtung wird gemäß dem Konzept der TZI an die jeweilige Gruppe angepasst und in einem Vortreffen geklärt, möglicherweise sogar im Verlauf der Tage angepasst.