Ein Sonderzug nach Trier

Vor der Abfahrt nach Trier

So einen langen Zug hatte so mancher Reisende am Dienstag auf dem Soester Bahnhof noch nie gesehen. Während die Bauarbeiter der Bahn in diesen Tagen den langen Bahnsteig kürzen, mussten sie sich wohl insgeheim eingestehen, dass dies vielleicht einen Fehler ist. Auf Gleis 2 stand ein 416 Meter langer Zug, der 800 Schüler, Lehrer und Eltern der Europaschule Aldegrever-Gymnasium innerhalb von 10 Minuten aufnahm und sich dann auf den Weg nach Trier machte.

 

Das Alde wird in diesem Schuljahr 150 Jahre alt und die gemeinsame Fahrt mit einem Sonderzug nach Trier – übrigens nicht das erste Mal – bildete den Auftakt des Feierjahres. »Das ist schon eine logistische Meisterleistung, die unser ehemaliger Kollege Dr. Albert Kapune da alle paar Jahre für unsere Schülerinnen und Schüler hinlegt«, so Schulleiter Martin Fischer. Auf dem Weg nach Trier hält der Sonderzug in Moselkern. Hier steigen 150 Schülerinnen und Schüler aus, 50 von ihnen fahren von hier aus mit dem Fahrrad Richtung Cochem an der Mosel. Sie werden an diesem Tag mehr als 50 Kilometer in einer der schönsten Landschaften Deutschlands unterwegs sein. Weitere 100 Schülerinnen und Schüler gehen in Begleitung von Sportkollegen und Eltern auf den Wanderweg zur Burg Eltz. »Ein strammes Programm«, so der Kollege Platthaus, der mit seinem Sanitätsdienst und Erst-Helfern alle Aktionen des Tages begleiten muss. An dieser Wanderung nehmen nimmt auch eine neue fünfte Klasse teil. »Die Teilnahme der neuen Schülerinnen und Schüler war eine besondere Herausforderung«, so Fischer. »Sie sind erst ein paar Tage da und wir machen das mit dieser Altersgruppe zum ersten Mal. Allerdings haben wir mit der Klassenlehrerin, Frau Böse eine echte Triererin dabei«. Am Ende des Tages sind die Erfahrungen mit dieser Altersgruppe bzw. Klasse weitaus besser als erwartet. Im Gegenteil. Auf der Rückreise im Zug besaßen sie noch außerordentliche Kräftereserven, obwohl am Ende des Tage bedingt durch die Vorgaben von Fahrplänen und Zuganbieter alle Teilnehmer zum Teil mehr als 18 Stunden auf den Beinen sind. Am Mittwoch begann der Unterricht am Alde erst zur dritten Stunde, eine Betreuung ab der ersten Stunde eingerichtet.

 

In Trier steigt die größte Gruppe aus. Auch hier gibt es beim Einlaufen des Zuges lange und überraschte Gesichter verbunden mit Fragen zur Herkunft und Ziel. Die Porta Nigra ist das erste Ziel. Dort erwarten ca. 15 Stadtführer die Gruppen, um ihnen die älteste Stadt Deutschlands und deren Erbauer, die Römer, in altersgerechten Führungen näher zu bringen.

 

Die älteren Schülerinnen und Schüler sind unterdessen mit Judith Kühnen auf dem Weg zu Universität, während der dritte ehemalige Trier-Student, Dr. Krampe, einen Besuch im Karl-Marx-Haus organisiert hatte. Mit im Zug bzw. im Programm sind im Jubiläumsjahr auch Schülerinnen und Schüler aus den Partnerschulen Riga/Lettland und Novgorod/Russland, die in dieser Woche Unterricht am Alde begleiten und in einem umfangreichen weiteren Programm Soest und Umgebung kennenlernen.

 

Was ist das Ziel einer gemeinsamen Zugfahrt? »Es sind durchaus einige Schülerinnen und Schüler, die noch nie in ihrem Leben in einem Zug gefahren sind«, so Albert Kapune. »Das Gemeinschaftsgefühl stärken, als kleiner Teil einem großen Ganzen anzugehören und außerunterrichtliche Lernorte kennenzulernen, die durch ihren Besuch, das sportliche Erleben, das spätere unterrichtliche Geschehen in vielfältiger Art und Weise beeinflussen, ist Teil unseres Schulprogrammes«, so Schulleiter Fischer. Ziel erreicht? »Nun die Schülerinnen und Schüler waren in ihrer großen Mehrheit begeistert. Viele wünschten sich am Ende der Fahrt gleich nächstes Jahr erneut eine Zugfahrt. Dies ist leider so nicht möglich. Etwas Besonderes muss auch etwas Besonderes bleiben. Vielleicht der erste G9-Jahrgang im Schuljahr 2019/20120«, gibt sich Fischer vorsichtig optimistisch. Bis dahin soll sorgfältig geplant werden. Das Alde ist zweifellos in Bewegung.