Gloria – Der Kirchturmnavigator

Die Entwickler des Kirchturmnavigators

Soest 1893, ein Gelehrter nähert sich zu Pferde der Stadt – die Soester Türme sind schon zu sehen. Wie lange mag es noch dauern bis er die verwinkelten Gassen erreicht? 

 

Tatsächlich kann man mit Hilfe von Punkten im Gelände Entfernungen sowie auch die eigene Position bestimmen. Doch funktioniert das auch mit Kirchtürmen?

 

Soest 2011, Sebastian Kassing, Ida Lagast und Nadine Moschkelewski, Schüler von Soester Gymnasien versetzten sich in die Zeit zurück, als noch nicht Navigationssysteme den Weg wiesen. Sie stellten sich die Frage, ob und wie gut man mit Kirchtürmen navigieren kann. »Ich habe bereits im letzten Jahr mit einem Projekt an Jugend-Forscht teilgenommen – in diesem Jahr wollte ich im Team Fragen rund um die Stadt Soest bearbeiten. Im Austausch mit anderen Schülern und Lehrern entwickelte sich nach und nach unsere Fragestellung«, erklärt Nadine Moschkelewski, die im letzten Jahr den Preis der Gesellschaft für zerstörungsfreie Prüfung gewann.

 

Sebastian Kassing erläutert die mathematischen Zusammenhänge: »Die pragmatischste Methode, um eine Entfernung zu schätzen ist das ›über den Daumen peilen‹. Mathematisch stecken dahinter Ähnlichkeitsbeziehungen – die Meisten kennen in diesem Zusammenhang die Strahlensätze. Zur Ermittlung der Position haben wir eigene Formeln entwickelt. Dabei orientieren wir uns ausschließlich an den Türmen des Doms, der Petrikirche und dem noch eingerüsteten Turm von Maria-zur-Wiese.«

 

Die Berechnungen werden von einem Programm erledigt, das auf Smartphones mit dem Betriebssystem Android läuft. Mit Hilfe dieser Handy-App kann man schnell seine Entfernung zu den Türmen sowie seine Position bestimmen. An einem maßstabsgetreuen Modell werden die Formeln erprobt. Weitere mittelfristige Ziele sind es Aussagen über die Genauigkeit des Verfahrens zu gewinnen, zu untersuchen, ob man auch innerhalb der Wälle mit den Kirchtürmen navigieren kann und die App so zu erweitern, dass sie mit einer automatischen Bilderkennung arbeitet.

 

Und warum heißt das Projekt Gloria? Ida Lagast: »Wir wollten einen Namen, der zur Stadt Soest passt. Der Name Gloria erinnert an die Soester Türme – von wo das Soester Gloria jährlich erklingt.« Das Projekt wurde bereits am Tag der offenen Tür des Aldegrever-Gymnasiums vorgestellt – über den Igel Gloria (oben im Bild links), der durch die Präsentation der Schüler führte, haben sich die jungen Besucher besonders gefreut.

 

»Der Kirchturmnavigator ist eines von zehn Forschungsprojekten, die in den letzten Monaten – auch mit externen Unterstützern – auf den Weg gebracht wurden. Die meisten entstanden im Rahmen eines Projektkurses Mathematik, der in diesem Schuljahr das erste Mal angeboten wird.«, erläutert Dr. Pallack, Mathematiklehrer am Aldegrever-Gymnasium. Das Ziel ist es junge Menschen zu motivieren eigene Fragen zu entwickeln und diese mit wissenschaftlichen Methoden zu beantworten – das Projekt Gloria ist dafür ein gutes Beispiel.