Soester Tablet-Projekt an Universität Bielefeld vorgestellt

Abiturientin Laura Mähler übergibt Prof. Dr. vom Hofe das Buch „Unterrichten mit Tablet-Computern“ (v.l.n.r: Joachim Lotz, Laura Mähler, Rudolf vom Hofe, Andreas Pallack)

Tablet-Computer – das steht für modernes Lernen und zeitgemäßen Unterricht. Mathematiklehrer Dr. Andreas Pallack gelang es, ein Projekt zum Unterrichten mit Tablet-Computern an das Aldegrever-Gymnasium zu holen. Sein Fazit: Es kommt auf das Konzept und eine gute Infrastruktur an.

 

Das Projekt startete bereits im April 2012. Die Schülerinnen und Schüler eines Leistungskurses Mathematik sprachen sich dafür aus, Tablet-Computer zu erproben. »Wir haben schon vorher viele Erfahrungen mit dem Computer-Einsatz gesammelt. Alle Schüler hatten bereits ein Computer-Algebra-System. Zusätzlich bekamen wir jetzt als eine der ersten Schulen in Deutschland das Angebot, ein digitales Schulbuch im Unterricht der Oberstufe zu erproben. Das sorgte für Aufbruchstimmung.« Neben einem Sponsoring trugen die Schüler selbst einen großen Teil der nötigen Anschaffungskosten.

 

Der Anfang war jedoch schleppend: Es dauerte einige Zeit, bis die Infrastruktur stand. Dazu gehörte ein stabiler und schneller Internetzugang, ein Smartboard, ein Online-Speicher sowie die richtigen Apps. Vor allem die Kombination der Techniken überzeugte die Schülerinnen und Schüler in der täglichen Nutzung: »Die Dropbox hat uns die Arbeit sehr erleichtert. Wir konnten untereinander Materialien austauschen und auch Tafelbilder wurden hier gesichert.«, erklärt Laura Mähler. Auch die Evaluation des Projektes wurde mitbedacht: Insgesamt fünf Mal wurden die Schülerinnen und Schüler innerhalb eines Jahres befragt. Bei der Erhebung und Auswertung der Daten wurden Studierende der Universität Bielefeld eingebunden, an der Dr. Pallack zukünftige Mathematiklehrerinnen und –lehrer ausbildet.

 

Die Ergebnisse des Projekts stießen auf Interesse: Viele Erfahrungen findet man in dem MNU-Buch Unterrichten mit Tablet-Computern beschrieben, das letzte Woche im Verlag Klaus Seeberger erschien (Bestellung unter www.mnu.de). Andreas Pallack ist Mitglied im Bundesvorstand des Deutschen Vereins zur Förderung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts (MNU) und Mitherausgeber des Buches. Er erläutert das Konzept: »Zurzeit machen sich viele Schulen auf den Weg zum Einsatz neuer Medien und der MNU versucht mit seinem Netzwerk Starthilfen zu geben.« Auch Laura Mähler engagiert sich bereits seit einiger Zeit ehrenamtlich für den Verein: »Ich finde es gut, dass andere Schüler von unseren Erfahrungen profitieren können – da helfe ich gerne mit!« Die Veröffentlichung eines zweiten Buches, unter anderem auch mit Erfahrungen aus anderen Schulen, ist für den März 2014 geplant. Mitherausgeber ist hier, neben Herrn Dr. Pallack, Prof. Dr. André Bresges (Universität zu Köln). Die Redaktionsleitung übernimmt Laura Mähler.

 

Das Projekt sprach sich herum – es folgten Einladungen zu Vorträgen. Den Anfang machte das Institut für Didaktik der Mathematik der UniversitätBielefeld: Joachim Lotz und Prof. Dr. Rudolf vom Hofe (Vorsitzender der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik und Mitherausgeber der Zeitschrift Mathematik Lehren), Institut für Didaktik der Mathematik, luden zum Kolloquium ein. vom Hofe, der gerade selbst ein Heft zum Einsatz von Whiteboards im Mathematikunterricht herausgegeben hat, bekam im Anschluss von Laura Mähler das von Anna-Kristin Kracht (bis Juli 2013 Lehrkraft am Aldegrever-Gymnasium) und Andreas Pallack herausgegebene Buch zum Unterrichten mit Tablet-Computern überreicht. Andreas Pallack: »Wir verfolgen alle das gleiche Ziel: Lehrkräfte zu unterstützen guten Mathematikunterricht zu gestalten. Vorträge und Publikationen sind dabei ein wichtiger Baustein für einen gelingenden Austausch.«

 

Welche Schlussfolgerungen werden aus diesem Projekt gezogen? Andreas Pallack: »Tablet-Computer alleine bewirken nichts. Ich habe in den letzten Wochen mit vielen Lehrern gesprochen, die gerne Tablet-Computer im Unterricht einsetzen möchten. Die Vorstellung, was man mit den Geräten machen kann, ist häufig diffus. Im Extremfall heißt das: Technik da – und nun? Meine Empfehlung ist, im ersten Schritt einen Blick auf das Lernen der Schülerinnen und Schüler im Allgemeinen zu werfen. Welchen Mehrwert verspricht man sich von dieser Technik und welche digitalen Medien helfen ihnen tatsächlich, Mathematik besser zu verstehen? Im zweiten Schritt sollte ein intensiver Austausch unter den Lehrenden an der Schule stattfinden. Tablet-Computer können in allen Fächern eingesetzt werden – und das möchten die Lernenden dann in der Regel auch umsetzen. Diese Bereitschaft muss vorhanden sein. Im dritten Schritt sollte mit kleineren Pilotprojekten anfangen werden, um zu verstehen, was beim Einsatz der Geräte wirklich wichtig ist. Nach einer positiven Bilanz können dann weitere Schritte geplant werden.«