Fahrt der 9. Klassen des Aldegrever-Gymnasiums nach Vlotho und Berlin

von Dr. Albert Kapune

Die Stufe 9 in Berlin

Auch in diesem Jahr wurde die schöne Tradition am Alde fortgesetzt, dass alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9, nach zweitägiger Vorbereitung in Vlotho, einige Tage lang Berlin erleben dürfen. Vom 12. bis 17. März waren dies die Klassen 9b und 9c, die von Dr. Eva Schulte und Jan Lecher bzw. Wolfgang Zschocke und Pia Pramann begleitet wurden. Vom 18. bis 23. März war dann die 9a mit Johannes Reimann und Elke Kleegraf-Müller an der Reihe, für die das gleiche Programm vorgesehen war – mit dem Unterschied, dass sie sich vom Wahlkreis-Abgeordneten Thies (CDU) statt vom Abgeordneten Hellmich (SPD) die Berliner Politik bei ihrem Besuch im Reichstagsgebäude erklären ließen. Der folgende Bericht bezieht sich auf die Fahrt von 9b und 9c.

 

Wie immer hatte Dr. Gerhard Schüsselbauer (der Leiter des »Gesamteuropäischen Studienwerks e. V.«) ein attraktives Besuchsprogramm für unsere Hauptstadt zusammengestellt. Doch vor den Preis haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt – und so wurden zunächst am Montag und am Dienstag im Studienwerk in Vlotho durch Workshops und die Bearbeitung von Referatsthemen den Schülerinnen und Schülern verschiedene Aspekte der Berliner und der deutschen Geschichte nahegebracht. Neben Historischem (wie Kaiserzeit, Weimarer Republik, NS-Diktatur, DDR und Stasi, Berlin nach der Wende) wurden auch persönliche Schicksale von Berliner Zeitzeugen wie Edda Schönherz und Karl-Heinz Richter behandelt, die den Lernenden noch einmal einen unmittelbareren Zugang zur jüngsten Geschichte ermöglichten, die sie selber ja nicht mehr erlebt haben. Hilfreich war hierbei auch der Film »Sonnenallee«, der am Dienstagabend gezeigt wurde.

 

So vorbereitet startete man dann am Mittwoch nach Berlin, bezog die Zimmer im Jugendgästehaus nahe dem neuen Hauptbahnhof und wurde dann durchs Regierungsviertel und zum Reichstagsgebäude geführt. Im Paul-Löbe-Haus stellte MdB Wolfgang Hellmich sich und seine Arbeit vor, was auf reges Interesse stieß. Die Schülerinnen und Schüler stellten viele Fragen, die der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses ausführlich und teilweise westfälisch-direkt beantwortete. Und auch zugab, dass es auf manche Fragen im Bereich der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik keine einfachen Antworten gibt. Danach bekam man auf der Besuchertribüne des Bundestags die Funktionsweise des deutschen Parlamentes erklärt und konnte danach die Kuppel des Reichstagsgebäudes besichtigen.

 

Der Folgetag stand im Zeichen einer historisch-politischen Stadtführung zu Fuß. So bekam man Berlins historische Mitte gezeigt, ebenso den Checkpoint Charlie und die »Topographie des Terrors« (NS-Institutionen wie Gestapo und Reichssicherheitshauptamt) und konnte dann am nahegelegenen Potsdamer Platz Mittagspause machen. Danach standen Führungen zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts im Deutschen Historischen Museum auf dem Programm. Die 20000 Schritte, die man an diesem Tag angeblich gegangen war, hielten die 9c nicht von ihrem Abendprogramm ab, das im Besuch des »Jumphouse Berlin« bestand. In der großen Trampolinhalle hatten die Schüler/innen viel Spaß – ebenso die 9b, die sich für einen Besuch der »Blueman Group« am Potsdamer Platz entschieden hatte.

 

Am Freitag besichtigten die Schülerinnen und Schüler dann das Brandenburger Tor und das Holocaust-Mahnmal. Die Art, wie sie sich auf dem Stelenfeld bewegten und über die möglichen Interpretationen dieses fußballfeldgroßen Denkmals ins Gespräch kamen über die ermordeten Juden und einen angemessenen Umgang mit diesem Teil der deutschen Geschichte, strafte jene Lügen, die darin ein überflüssiges »Denkmal der Schande« sehen. Danach ging es zum Dokumentationszentrum »Berliner Mauer« an der Bernauer Straße, wo man diesen Teil der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze sehr anschaulich erklärt bekam – leider an einem sehr kalten Tag mit eisigem Wind, der zwar gut zu diesem Relikt aus dem Kalten Krieg passte, aber einigen doch das Aufpassen erschwerte. Gut, dass man sich dann – nach einem Gang entlang der East Side Gallery (ca. ein Kilometer Berliner Mauer, der von internationalen Künstlerinnen und Künstlern gestaltet wurde und wird) – im neuen Einkaufszentrum ALEXA am Alexanderplatz aufwärmen, essen und Einkäufe machen konnte. Als einer der interessantesten Programmpunkte wurde der anschließende Besuch des ehemaligen Stasi-Gefängnisses in Berlin-Hohenschönhausen empfunden – zumal Dr. Schüsselbauer die beiden oben erwähnten Zeitzeugen für die Führung durch das Gefängnis hatte gewinnen können, die sehr authentisch ihre Gefangenschaft schilderten und nachdrücklich für das Bewahren demokratischer Werte warben. Der Tag klang dann mit einem gemeinsamen Abendessen beim Inder (9b) bzw. Italiener (9c) aus, bei dem man sich über die vielen Eindrücke aus den Tagen in Berlin austauschte.

 

Die Wartezeit auf den Bus (der im Stau stand) vertrieben sich die Schülerinnen und Schüler durch einen nochmaligen Abstecher ins Regierungsviertel bzw. den Hauptbahnhof. Auf der Rückfahrt wurde in Vlotho Dr. Schüsselbauer abgesetzt, der mit sehr verdientem Applaus verabschiedet wurde. Und gegen 17.30 Uhr langte man dann wieder an der Stadthalle in Soest an.

 

Fazit: Abgesehen von unvermeidlichen kleinen Misshelligkeiten – wie verlorenen (und wiedererlangten) Handys und Arztbesuchen wegen Ohrenschmerzen durch den eisigen Vorfrühlingswind – war es eine intensive, interessante und schöne Woche!

 

Wolfgang Zschocke

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